Erstellt am: 16.01.2018
FREIBURG Die Metallarbeitgeber in der Region Freiburg haben die IG Metall dazu aufgefordert, sich in den laufenden Tarifverhandlungen der gemeinsamen Verantwortung der Sozialpartner nicht zu verweigern. Ihr Forderungspaket ist nach wie vor insgesamt zu teuer, in Teilen ungerecht und passt nicht zu den enormen Herausforderungen, vor denen unsere Industrie steht, kritisierte Stephan Wilcken, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Freiburg des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Dienstag in Freiburg: Bisher hat sich die Gewerkschaft aber nur beim Thema Arbeitszeit ein paar Millimeter bewegt. Für eine zukunftsfähige Lösung, die die Breite unserer Betriebe nicht überfordert, muss sie auch beim Entgelt und bei einer finanziellen Erleichterung für Teilzeitkräfte mehr Kompromissbereitschaft zeigen.
Derzeit erarbeitet eine Expertenkommission mit betrieblichen Vertretern beider Seiten Lösungsansätze, um in der nächsten Verhandlung in Baden-Württemberg am 24. Januar möglicherweise einen ersten Anlauf zur Beendigung des Tarifkonflikts nehmen zu können. Wir sind jetzt in konstruktiven Gesprächen, sagte Wilcken: Ich habe daher kein Verständnis dafür, dass die IG Metall unbeirrt ihre Warnstreiks fortführt und sogar mit einer Eskalation nach der nächsten Verhandlung droht. Die Metallarbeitgeber warnten die Gewerkschaft auch davor, bei den Streikaktivitäten zu überziehen. Gerade angesichts der guten Konjunkturlage entstehen den Betrieben dadurch sofort erhebliche Belastungen, sagte Wilcken. So könnten bei teilweise maximaler Auslastung Produktionsausfälle und damit verbundene Ertragseinbußen in vielen Betrieben absehbar nicht mehr nachgeholt werden. Dort, wo ein Nachholen noch möglich sei, fielen dann oftmals zusätzliche Kosten an, etwa über Mehrarbeitszuschläge, den Einsatz von Zeitarbeit oder durch Fremdvergabe. Sollten Betriebe durch streikbedingte Ausfälle in Lieferverzug geraten, drohten zudem Konventionalstrafen. Wir haben erst dreimal verhandelt. Es gibt also noch gute Chancen, am Verhandlungstisch zu einer Lösung zu kommen, so Wilcken: Es ist daher unverständlich und unverantwortlich, wenn die IG Metall bereits jetzt solche Schäden für die Betriebe und letztlich auch für deren Beschäftigte billigend in Kauf nimmt.
Der Bezirksgruppengeschäftsführer betonte, dass die Metallarbeitgeber seit Beginn der Tarifrunde ihre Bereitschaft signalisiert hätten, mit der IG Metall auch über eine Ausweitung von Teilzeitmöglichkeiten zu sprechen wenn die Gewerkschaft im Gegenzug auch eine Öffnung des Arbeitszeitvolumens nach oben zulasse: In der letzten Verhandlung hat sie hier nun endlich ihre Blockadehaltung aufgegeben. Nun wolle man mit der IG Metall darüber sprechen, dass mehr Beschäftigte auf freiwilliger Basis bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten dürfen und entsprechend auch deutlich mehr verdienen können. Wenn wir hier eine Lösung finden, ist auch ein bedingter Anspruch auf die geforderte befristete Teilzeit denkbar, sagte Wilcken: Allerdings müssen auch hier die betrieblichen Belange berücksichtigt bleiben, indem es etwa begründbare Ablehnungsmöglichkeiten gibt.
Bei dem höchst umstrittenen Lohnzuschlag für Beschäftigte mit Kindern oder Pflegeaufwand, die in Teilzeit gehen, forderte er die IG Metall dazu auf, nicht weiter an der Form des bisher geforderten Modells festzuhalten: Jede Lösung zu diesem Thema muss rechtlich machbar sein und darf auch nicht zu einer zusätzlichen Kostenbelastung für die Betriebe führen. Wilcken kritisierte, dass schon die Grundannahme der Gewerkschaft falsch sei, dass die Beschäftigten sich dies nicht leisten könnten: Der Durchschnittsverdienst in unserer Industrie in Baden-Württemberg liegt bei knapp 64.000 Euro im Jahr. Selbst 80 Prozent davon liegen noch über den allgemeinen Durchschnittseinkommen in Deutschland. Es sei doch nicht einzusehen, Tarifbeschäftigte, die in der Spitze 100.000 Euro verdienten, im Falle einer Teilzeit zu bezuschussen.
Die Arbeitgeber verwiesen dabei erneut darauf, dass der von der IG Metall geforderte Lohnzuschlag in dieser Form auch gar nicht erfüllbar sei. Denn dies würde dazu führen, dass heutige Teilzeitkräfte keinen Zuschlag bekämen. Da dies zu mehr als 80 Prozent Frauen seien, sei die Forderung diskriminierend und rechtswidrig. Wir können aber keinen Tarifvertrag aushandeln, der gegen das Gesetz verstoßen und unsere Unternehmen einem Klagerisiko aussetzen würde, sagte Wilcken.
Beim Entgelt betonte der Südwestmetall-Vertreter, dass die Arbeitgeber bereits in der 2. Verhandlung im Dezember ein Angebot 200 Euro Einmalzahlung für die ersten drei Monate, 2 Prozent Tabellenerhöhung ab 1. April 2018 vorgelegt hätten, das für die Beschäftigten ein echtes Lohnplus im Geldbeutel bedeute und das eine größere Lohnerhöhung als zum Beispiel im Jahr 2016 bedeute. Wir sind also schon einen Schritt auf die IG Metall zugegangen, die aber weiterhin an ihrer 6-Prozent-Forderung festhält, kritisierte Wilcken: Wenn sie sich nicht bald bewegt, wird es auch in dieser Frage schwierig zusammenzukommen.
Info: Der Arbeitgeberverband Südwestmetall ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von rund 1.000 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie mit fast 500.000 Beschäftigten. Die Südwestmetall Bezirksgruppe Freiburg als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut über 70 Mitgliedsbetriebe mit mehr als 23.000 Beschäftigten.
Ansprechpartner:Stephan WilckenGeschäftsführerSüdwestmetallBezirksgruppe FreiburgLerchenstraße 679104 FreiburgTel.: 0761 38669-13Fax: 0761 38669-50Mobil: 0172 7643913E-Mail: wilcken@suedwestmetall.deInternet: www.suedwestmetall.de